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Maurizio Jacobacci im Interview – Teil II

Im zweiten Teil des großen Interviews erzählt Maurizio Jacobacci über die Liebe zur Natur und zur Familie sowie über seine größten Erfolge im Spielerdress.

 

Maurizio, du bist ja Italiener, der eigentlich sein ganzes Leben in der Schweiz verbracht hat. Wie wohl fühlst du dich in Tirol?

Tirol ist eine schöne Region. Die Berge sind imposant. Das gefällt mir sehr gut. Du gehst aus dem Haus raus und bist in der Natur. Im Tessin, wo ich lange Zeit gelebt habe, ist es ähnlich. In gewisser Weise kann man das schon mit Tirol vergleichen. Die längste Zeit habe ich in Bern verbracht, das ist dann sozusagen Großstadtleben. Das möchte ich aber nicht missen.

Man kann in der Natur abschalten. Das ist auch für dich so. Was machst du sonst noch, um dich vom Fußball abzulenken?

Zum Entspannen gehe ich gerne ins Kino und auch gut essen. Mit meiner Lebenspartnerin Ilona schaue ich mir dort gerne Filme an. Seien es Actionfilme, Thriller oder Komödien – im Kino bin ich zwei Stunden nicht erreichbar, kann mein Telefon abschalten und mich voll und ganz dem Inhalt widmen. Zum Abrunden gehe ich danach eben gerne gut essen und gönne mir ein Gläschen Wein. Das ist Lebensgefühl.

Du bist also auch der Familienmensch?

Ja, ich habe zwei erwachsene Kinder – eine Tochter und einen jüngeren Sohn – aus erster Ehe, auch schon eine Enkelin. Es ist für mich sehr schön zu sehen, wie das Kind aufwächst. Mein Sohn ist derzeit gerade auf Südamerikareise, arbeitet dort bei sozialen Projekten mit. Er hat auch Fußball gespielt, zum Profi hat es aber leider nicht gereicht. Und auch zu meinen Eltern – die jetzt in Vicenza nahe Verona leben – habe ich regen Kontakt. Ich bin als mittlerer von drei Brüdern aufgewachsen – einer der beiden ist leider sehr jung verstorben – und pflege noch regen Kontakt mit meinem in Bern lebendem Bruder. Er ist nicht nur Bruder für mich, sondern ich schätze ihn auch als wahren Freund. Und die Verbindung ist durch die moderne Technik ja auch nicht unterbrochen.

Du hast zuvor Bern angesprochen – ein Heimatort für dich?

Doch schon. Wie schon gesagt, ich habe dort 20 Jahre meines Lebens verbracht, kenne dort viele Leute, mein Bruder lebt dort. Man sagt, dass ich Italo-Berner bin. Ich habe dort bei den Young Boys Bern mein erstes Spiel mit 16 Jahren in der damaligen Nationalliga A gespielt und auch mit Größen des Schweizer Fußballs gemeinsam am Platz stehen dürfen. Jetzt bin ich im Old-Star-Team von den Young Boys. Wir sind die verdienstvollen Spieler, die dort immer noch zusammenkommen und regelmäßig Spiele im Rahmen von Benefizaktionen oder auch Turnieren absolvieren. Das ist schön. Man trifft alte Weggefährten und genießt den Abend.

Wenn man dich so ansieht – du hältst deinen Körper gerne fit.

Ja, für mich ist es auch sehr wichtig, fit zu bleiben. Man ist dann auch fitter im Geist. Leider gab es aber eine Phase in der ich das vernachlässigt habe. Das war in Schaffhausen, da hatte ich ja die Doppelbelastung Trainer und Sportchef zu sein. Als Ausgleich zum Trainingsalltag mit der Mannschaft nehme ich mir jetzt mehrere Tage in der Woche mindestens eineinhalb bis zwei Stunden um Laufen zu gehen oder ein Workout zu haben, um den eigenen Körper fit zu halten. Fit im Körper – fit im Geist. Das ist mein Leitsatz.

Die Doppelbelastung in Schaffhausen und zuvor auch in Kriens – wie ist das für einen Trainer machbar?

(lacht) Das denke ich mir jetzt im Nachhinein auch. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich das über die Jahre aufrecht erhalten konnte. Das ist mir erst jetzt so richtig bewusst geworden, als ich gesehen habe, was der Ali (Alfred Hörtnagl) hier in Innsbruck tagtäglich umsetzt. Ich habe dort Transfers gemacht, mich mit Beratern getroffen, Spieler beobachtet und auch die ganzen Trainings geleitet. Hier bei Wacker Innsbruck kann ich mich voll und ganz auf die Trainertätigkeit konzentrieren.

Nun kurz zu deiner aktiven Karriere als Spieler. Was war rückblickend der schönste Erfolg?

Der Gewinn des ersten Schweizer Meistertitels für den Club wie auch für mich selbst 1987 mit Neuchatel Xamax und sicher auch die Viertelfinalspiele gegen Real Madrid im UEFA Cup. Das war einer der tollsten Momente in meiner Karriere. Gegen Größen wie Valdano, Hugo Sanchez oder auch Martin Vasquez zu spielen. Das war schon toll. Wir haben mit Neuchatel Xamax unter Trainer Gilbert Gress das Hinspiel in Madrid 3:0 verloren. Im Rückspiel sind wir früh durch Uli Stielike in Führung gegangen. In der 90. Minute habe ich dann das 2:0 gemacht. Leider war das knapp zu wenig. Da waren 25.000 Zuschauer im Stadion, draußen vor dem Stadion weitere 10.000. Das war ein riesengroßes Erlebnis.

Du hattest in deiner Spielerkarriere einige Trainer. Welcher hat dich am meisten geprägt?

Gilbert Gress hat mir sicher gewisse Aspekte mit auf den Weg gegeben. Er war fünf Jahre lang mein Trainer – drei Jahre bei Neuchatel Xamax und zwei weitere Jahre bei Servette FC Genf. Er hat von uns Spielern eine gewisse Disziplin eingefordert. Das Team stand über dem Einzelnen und das Spiel war geprägt von Laufbereitschaft und Dominanz, wie auch das Einfache vor dem Schwierigen. Das hat mir sehr imponiert und das wende ich auch jetzt an.

Du warst als Spieler impulsiv. Werden wir an der Seitenlinie im Tivoli Stadion Tirol auch einen impulsiven Trainer erleben?

Ich bin immer schon ein temperamentvoller Spieler gewesen. Als Trainer bin ich sicher auch in gewisser Weise so. Wenn ich sehe, dass etwas nicht funktioniert, dann versuche ich schon, von Außen einzugreifen. Soweit es mir halt möglich ist. Ich will meinen Spielern eine Hilfestellung bieten. Ich will Lösungen präsentieren. Ob sie es dann so umsetzen können, ist natürlich eine andere Sache. Aber als Trainer ist es meine Pflicht, meinen Spielern zu helfen. Da nehme ich mich schon in die Verantwortung.

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