Ein langer und aufreibender Herbstdurchgang neigt sich am Samstag mit dem letzten Heimspiel gegen den FC Admira Wacker Mödling dem Ende entgegen. Möchte die Kirchler-Elf nicht auf dem verschmähten Abstiegsplatz überwintern, sind drei Punkte schon beinahe Pflicht.
Im Sinkflug in Richtung Abstiegskampf
Spätestens seit der halbwegs desolaten Vorstellung am Samstag gegen Ried wabert auch durch die Südstadt das Abstiegsgespenst. Seit acht Spielen wartet die Mannschaft von Dietmar Kühbauer nun schon auf einen Sieg und sah nach eher gutem Saisonstart Vereine wie Mattersburg oder den WAC an sich vorbeiziehen. Welch ein Kontrast: Noch vor wenigen Monaten feierten sich die Niederösterreicher als bester Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte, schnupperten gegen Schalgiris Vilnius und Sparta Prag Europacup-Luft. Die Leichtigkeit und jugendliche Frische, die die Admira seit ihrer Rückkehr in die Bundesliga stets begleiteten, scheinen sich mittlerweile anderen Vereinen zugewandt zu haben. Was ist seither passiert im Süden der Bundeshauptstadt? Mutmaßungen gibt es viele. Möglicherweise hat sich die Konkurrenz sehr spät auf die Südstädter eingestellt, vielleicht ist die Admira aber auch erst jetzt, ein Jahr nach dem Aufstieg, richtig in Österreichs höchster Spielklasse angekommen. Führungsspieler wie Gernot Plassnegger, Andi Schrott oder Patrik Jezek laufen laufen ihrer Form des Vorjahres hinterher. Dazu eine lange Verletztenliste, angeführt vom quirligen Stürmer Issiaka Ouedraogo, machte es Didi Kühbauer zudem schwer, seine perfekte Stammformation zu finden. Wenn dann mit Philipp Hosiner jener Goalgetter, auf den im Zweifelsfall immer Verlass war, die Südstadt zur violetten Konkurrenz verlässt, wird es eng in der schlecht besuchten Trenkwalder Arena. Dazu steht mit Marcel Sabitzer erneut eine wichtige Säule des Admira-Spiels auf dem Absprung, denn schon im neuen Jahr könnte der 18jährige im Dress des SK Rapid auflaufen. Triste Aussichten bleiben somit der Begleiter von Trainer Didi Kühbauer, der selbst eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht hat. War der Admira-Coach nie um einen Gefühlsausbruch verlegen, zeigt er sich seit seiner legendären Wut-PK im September wesentlich introvertierter und vorsichtiger. Ob die Emotionslosigkeit des Admira-Trainers auch auf das Spielfeld übergegriffen hat, mag zwar bezweifelt werden – die Auftritte seiner Mannschaft in den vergangenen Wochen legen diesen Schluss aber nahe. Ganz im Gegensatz kann sich Roland Kirchler über zu wenig Emotion nicht beklagen, eher muss der FCW-Trainer oftmals schon auf die Bremse treten: Zwei Rote Karten aus den letzten vier Spielen sowie die Gelb-Sperren von Martin Svejnoha und Carlos Merino zeugen von einem gesunden Maß an Aggressivität. Nicht nur deswegen dürfte allen Beteiligten klar sein: Da geht etwas für den FC Wacker Innsbruck.
Eine schwere Saison
Dunkle Vorahnungen begleiteten bereits den Start in die neue Spielzeit. Die ersten Auftritte der schwarz-grünen Elf bestätigten schließlich, dass in Innsbruck die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit am deutlichsten auseinanderklafft. Aus dem ersten Saisonviertel holte unser FCW nur magere drei Punkte. Ein einziges Mal – beim 2:1-Heimerfolg gegen den SV Mattersburg – durften die eigenen Anhänger am 11. August jubeln. Dass die Automatismen des Fußball-Geschäfts auch das Tivoli Stadion nicht meiden, bekam Trainer Walter Kogler schließlich im Oktober zu spüren. Nach der Beurlaubung des ehemaligen Verteidigers brachte sich der Tiroler Traditionsverein unter der Verantwortung von Neo-Coach Roland Kirchler mit Siegen gegen Ried, Mattersburg und Wiener Neustadt wieder zurück ins Geschäft: Aus vier Punkten Rückstand wurden kurzzeitig zwei Punkte Vorsprung auf den letzten Tabellenplatz. Auch wenn sich trotz Kastanien und Rinner Kirchengang die Anfangseuphorie einigermaßen gelegt hat, ist das Leben in der wackeren Mannschaft geblieben. Einsatz, Wille oder eine wesentlich selbstbewusstere Körpersprache: Der FC Wacker Innsbruck vom Dezember 2012 lässt sich kaum mit jener Mannschaft des Saisonbeginns vergleichen. Trotz sportlicher Rückschläge in den letzten Wochen ist vielleicht genau dies das bisher größte Verdienst von Roland Kirchler und gibt Hoffnung für die kommenden Aufgaben in der Winterpause.
Schmerzhafte Erinnerungen
Wenig Grund zur Freude hatte unsere Mannschaft heuer gegen die Niederösterreicher. Am Tivoli vermasselte der jetzige Austria-Shootingstar Philipp Hosiner den wackeren Heimsieg und schoss beide Tore bei der 1:2-Heimniederlage – da half auch der kurzzeitige Ausgleich von Marcel Schreter nichts. Noch schlimmer wurde der Gastauftritt in der Trenkwalder Arena Anfang Oktober, der gleichzeitig das letzte Spiel von Walter Kogler auf der Innsbrucker Trainerbank mit sich brachte. Tomas Abraham musste bereits nach fünf Minuten vorzeitig vom Platz – Schiedsrichter Thomas Prammer ahndete die Notbremse des Kapitäns sofort mit der roten Karte. Zehn Innsbrucker ergaben sich fortan in ihr Schicksal und hinterließen ein wehrloses Bild. Das klassische 4-1-4-1-System der Südstädter funktionierte ausgerechnet gegen den FC Wacker Innsbruck tadellos und ließ den Gästen mit schnell vorgetragenen Angriffen wenig Luft zum Atmen. Einziger Lichtblick an jenem Abend: Daniel Schütz beendete mit seinem Treffer zum 1:4-Endstand eine quälend lange Torsperre von fünf Spielen in Folge. Dass jener Sieg der Südstädter der bis dato letzte in der Bundesliga gewesen ist, scheint vor dem Hintergrund der kommenden Partie besonders delikat zu sein: Immerhin kann Schwarz-Grün mit einem Revanche-Erfolg die Durststrecke der Gäste um ganze zwei Monate verlängern: Start der Frühjahrssaison ist schließlich erst Ende Februar 2013. Unterstützung hierfür werden auch wieder Roman Wallner und Christoph Saurer geben können, denn beide haben ihre jeweiligen Sperren abgesessen und werden Roland Kirchler wesentlich mehr Variationsmöglichkeiten für die Offensive bieten können.
Spieldaten:
tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile, 20. Runde
FC Wacker Innsbruck – FC Admira Wacker Mödling
Samstag, 15. Dezember 2012, 18:30 Uhr
Tivoli Stadion Tirol, Innsbruck
SR Robert Schörgenhofer