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Kampfmannschaft

Zu Gast bei angeschlagenen Rapidlern

Die Hälfte der Saison ist gespielt. Viel Zeit zum Reflektieren bleibt dem FC Wacker Innsbruck nicht, beginnt doch am kommenden Sonntag bereits die Frühjahrsrunde mit einem schweren Auswärtsspiel im Gerhard-Hanappi-Stadion.

Eine hausgemachte Krise

Offener Aufruhr ist eingekehrt im Westen Wiens. Sportlich lässt sich die Truppe von Peter Schöttel mit sieben Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze kaum mehr zum engen Favoritenkreis für die Meisterschaft zählen. Zwar ist allein das für den interessierten Hanappi-Abonnenten ein halber Weltuntergang. Tatsächlich erregen weniger die mangelnde sportliche Perspektive als der Reformstau innerhalb des Vereins die Gemüter in Hütteldorf. Denn abseits des grünen Rasens gleicht nicht nur das Hanappi-Stadion einer riesigen Baustelle. Die Millionen an Fördergeldern, ursprünglich vorgesehen für die Sanierung der maroden grün-weißen Heimstätte, sollen nun zum Neubau einer modernen Arena verwendet werden. Rapid-Präsident Rudolf Edlinger musste sich ob dieser Kehrtwende seinen Kritikern stellen, die weit mehr als nur den umstrittenen Stadionneubau im Auge haben. Von der Organisation der Rapid-Geschäftsstelle, der Installierung eines neuen Sportdirektors zum Jahresende, über das angestaubte Scoutingsystem bis hin zu einer mangelnden Kommunikationskultur reichen die Anklagepunkte vieler Anhänger. So nahm die traditionsreiche Westtribüne die 0:2-Heimniederlage vor knapp einem Monat gegen den WAC zum Anlass, um ihrer Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen: Nach einer guten Stunde verließen die Hardcore-Fans unter „Vorstand raus!“-Rufen ihre Kurve. Auch in den Nachfolgepartien blieb das ohnehin belastete Verhältnis zwischen Fans und Vereinsverantwortlichen deutlich eingetrübt.

Mangelwirtschaft

Da die große Aussprache weiter auf sich warten lässt, musste sich zunächst Trainer Peter Schöttel als Blitzableiter betätigen und stand kurzzeitig selbst zur Diskussion. Die blamablen Auftritte in der Europa League mit teilweise unglücklichem Spielausgang, die schmerzhaften Derbyniederlagen gegen den violetten Erzrivalen oder die Formschwankungen des Stammpersonals zehrten an den Nerven und den hohen Erwartungen des eigenen Publikums. In der Kritik steht aus dem Offensivbereich besonders Guido Burgstaller, dem bei der Vertretung Steffen Hofmanns eine besondere Rolle zukommt. Zugeschnitten wie eh und je ist das Spiel der Rapidler auf ihren mittlerweile 32jährigen Kapitän. Dementsprechend anfällig geht Grün-Weiß zu Werke, wenn Hofmann wie häufig in diesem Herbst nicht auflaufen kann. Mit ihm fehlt der Organisator und Spielgestalter in Personalunion, der allein mit der Anzahl seiner Ballkontakte Rapid eine Feldüberlegenheit verschafft, als ob ein zwölfter Mann das Spiel der Rapidler zusätzlich auf Vordermann bringt. Dass sich die Dominanz einer Mannschaft von einem einzigen Spieler derart intensiv beeinflussen lässt, hat aber nicht nur positive Aspekte. Alternativkonzepte sucht man nämlich in Hütteldorf mit der Lupe, was langfristig eher mehr Probleme schaffen wird als lösen kann. Trotzdem bekam der Kapitän, der aufgrund einer Augenprellung mit einer Spezialbrille auflaufen muss, seine Vertragsverlängerung bis 2016. Ob dies der Sache dienlich ist, die Abhängigkeit vom deutschen Langzeit-Rapidler abzubauen, mag bezweifelt werden. Ernsthaft in Frage gestellt wird das System Hofmann in Hütteldorf noch nicht, auch wenn der Name Manuel Weber von Sturm Graz immer häufiger mit Grün-Weiß in Verbindung gebracht wird. Die Diskussionen innerhalb des Rekordmeisters werden wohl auch in naher Zukunft nicht abnehmen, was für unseren FC Wacker Innsbruck kein Nachteil sein muss. Selten dürfte die Gelegenheit zum Punktegewinn so günstig gewesen sein – was könnte der Kirchler-Elf Besseres passieren als ein SK Rapid, der hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt ist?

Jedes Jahr zur gleichen Zeit…

Ernüchternd startete unser FC Wacker Innsbruck in die neue Spielzeit. Im Juli dieses Jahres setzte es im ersten Auftritt in der grün-weißen Heimstätte ein 0:4, bei der man über weite Strecken des Spiels teilnahmslos wirkte. Die Revanche vor heimischem Publikum gelang ebenso wenig: Ende September verloren die Innsbrucker am Tivoli mit 0:2. Es geht aber auch anders: Wie die Rapidler unter Druck gesetzt werden können, machte am vergangenen Samstag die SV Ried eindrucksvoll vor. Zwar verlor die Schweitzer-Elf am Ende mit 3:4, blieb aber bis zuletzt hartnäckig und erzielte in den letzten zehn Minuten noch zwei Tore. Überhaupt wird es langsam wieder Zeit, dass der Tiroler Traditionsverein Punkte aus Hütteldorf mitnimmt. Das letzte Mal gelang dies im Dezember 2011, als sich Schwarz-Grün und Rapid mit einem torlosen Remis trennten. Der letzte Treffer liegt sogar noch ein weiteres Jahr zurück – beim 3:3 im Dezember 2010 trafen Marcel Schreter einmal und Miran Burgic gleich doppelt. Ein solches Ergebnis wäre heuer eine Premiere, denn drei Tore gelangen dem FCW in der Bundesliga bisher noch gar nicht. Positive Überraschungen haben also Tradition in Hütteldorf. Fakt ist auf jeden Fall, dass Roland Kirchler personell auch gegen die Wiener einige Vorgaben machen muss: Christoph Saurer muss seine Gelb-Rote Karte aus der WAC-Partie absitzen und eine Strafreduzierung für Roman Wallner lehnte das Bundesliga-Protestkomitee ab. Dafür steht mit Martin Svejnoha der wackere Abwehrchef wieder zur Verfügung.

Spieldaten:
tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile, 19. Runde
SK Rapid Wien – FC Wacker Innsbruck
Sonntag, 9. Dezember 2012, 16:00 Uhr
Gerhard-Hanappi-Stadion, Wien
SR Rene Eisner

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