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Kampfmannschaft

Auf der Pirsch im Wolfsrevier

Boden gut machen heißt es am kommenden Samstag für unseren FC Wacker Innsbruck, der wieder auf den letzten Tabellenplatz zurückgefallen ist. In der ersten von zwei aufeinanderfolgenden Auswärtspartien soll der Aufsteiger aus Wolfsberg bezwungen werden. Gute Erinnerungen hat die Kirchler-Elf an das bisher letzte Pflichtspiel einer Wacker-Elf in Kärnten. Vor fast genau fünf Jahren schlug man den Retortenklub Austria Kärnten mit 2:0.

Eine ungewöhnliche Symbiose

Während in der überdimensionierten Klagenfurter EM-Arena die letzten Lichter eines politisch gewollten Fußballproduktes gerade erloschen, besann man sich im fernen Wolfsberg heimlich still und leise Österreichs südlichstem Bundesland eine Rückkehr in den Profifußball zu ermöglichen. Der WAC, damals noch in einer Kooperation mit dem Nachbarn aus St. Andrä, setzte sich im Jahr 2010 in der Relegation gegen Parndorf durch und stieg überraschend in die Erste Liga auf. Von der Bundesliga redete damals noch niemand in der 25.000-Einwohner-Stadt, obgleich die Planungen in Unterkärnten darauf langfristig ausgerichtet waren. Der neu unter Vertrag genommene kroatische Ex-Internationale Nenad Bjelica schien dabei ein Glücksgriff für die Schwarz-Weißen zu sein. Dessen nüchtern-pragmatische Art und ein glückliches Händchen bei den Transfers ließen die Aktien der Wolfsberger schnell steigen. Überraschend kaufte man in der abgelaufenen Saison den Favoriten aus Altach, Linz und Lustenau den Schneid ab und machte auf der Hohen Warte den Meistertitel perfekt. Eine nach Wunsch von Bjelica geformte Mannschaft, deren kombinationsfreudiges Mittelfeld zur Torfabrik mutierte und mit über 70 Toren die eigenen Defensivschwächen verdeckte, entwickelte sich zum Ticket für die Bundesliga. Dass die „Großen“ der Ersten Liga lange Zeit eher überheblich nach Kärnten schauten, begünstigte zudem den schnellen Aufstieg der Schwarz-Weißen. Den Verantwortlichen um Präsident und Gönner Dietmar Riegler war aber schnell klar, dass man allein mit dem Ist-Stand auf Dauer nicht in Österreichs höchster Spielklasse mithalten kann und so fanden neben einigen neuen Gesichtern aus der Region auch gestandene Bundesliga-Akteure im Lavanttal eine neue Heimat.

Ein Aufsteiger mit Biss

Wichtige Schlüsselfiguren aus Zweitligazeiten hielten dem WAC auch über dem Sommer die Treue. Nahm in der abgelaufenen Saison der Spanier Jacobo noch eine dominante Funktion als Ballverteiler und Spielorganisator wahr, hat das Kärntner Mittelfeld mit dem Liechtensteiner Michele Polverino und David de Paula als weiterem Iberer deutlichen Zuwachs bekommen. Das Bjelica-System ist durch die qualitative Verbreiterung wesentlich undurchschaubarer geworden und zeichnet sich bei Ballbesitz durch ein schnelles Umschalten und Überbrücken aus. Den größten Karriereschritt machte der aus der Hauptstadt geflüchtete Michael Liendl. Der Ex-Austria-Kicker sah am Verteilerkreis keine Perspektive mehr und hat im Lavanttal mittlerweile eine Chefrolle inne. Liendl glänzt als idealer Vorbereiter und hatte bei mehr als der Hälfte aller Wolfsberger Tore seine Finger im Spiel. Neben dem kombinationsfreudigen Mittelfeld freut man sich mit Christian Falk über einen Vollstrecker wie man sich ihn wünscht. Der 25jährige hat seinen Torriecher aus der Ersten Liga in die Bundesliga hinübergerettet und ist mit derzeit acht Treffern der erfolgreichste Torschütze bei den Kärntnern. Nicht zuletzt aufgrund seiner Größe ist der gebürtige Steirer ein begehrter Anspielpartner bei Standardsituationen. Trotz aller vorhandenen spielerischen Finesse machten sich, wie bei jedem Neuling, auch in Wolfsberg Eingewöhnungsprobleme in der Bundesliga bemerkbar. Gute Nerven beim eigenen Anhang waren Grundvoraussetzung, denn großartige Auftritte und Debakel gingen bisher Hand in Hand. Im gesamten Oktober blieb man sieglos, schlitterte beim Heimspiel gegen Ried mit einem 2:5 und in Salzburg (1:4) in mehrere Debakel hintereinander. Spuren scheint die Mini-Krise nicht hinterlassen zu haben, denn im Hanappi-Stadion schlugen die Kärntner Rapid im Anschluss mit 2:0 und verschafften sich in der letzten Woche beim wichtigen Auswärtssieg in Wiener Neustadt und einem Remis im Nachtrag gegen Sturm wieder ein gesundes Polster auf die Gefahrenzone der Tabelle. Kuriosum am Rande: Neben dem Intimfeind Austria ist ausgerechnet die Bjelica-Truppe die einzige Mannschaft, gegen die der Rekordmeister aus Hütteldorf bisher beide Saisonpartien verlor. Ob Fortuna ihre schützende Hand über die Kärntner gehalten hat ist nicht überliefert, das Können wird man ihnen dennoch nicht absprechen können.

Fußball kann so ungerecht sein

„Wie viel Chancen braucht Ihr denn noch?“ fragten viele Zuschauer am Tivoli provokant ihre schwarz-grüne Lieblingsmannschaft, die mit über 30 Versuchen einen neuen Torschussrekord aufstellte. Genutzt hat es alles nichts: Wolfsberg gewann am 22. September durch ein Tor von Christian Falk mit 1:0. Aufopferungsvoll warf Wacker Innsbruck speziell in der zweiten Hälfte, angeführt von Roman Wallner mit einigen hochkarätigen Chancen, alles nach vorne. Bjelicas Lob, das damals schon erdrückende Züge annahm, tröstete wenig und ließ den Tiroler Traditionsverein das erste Saisonviertel mit einer Horror-Bilanz von acht Niederlagen in neun Partien abschließen. Zwei Monate später wird unser FCW zwar um einiges entspannter, ob der Ereignisse in der letzten Woche gegen Sturm aber immer noch mit genug Adrenalin im Blut die Reise nach Kärnten antreten. Neben der Ersatzsuche für den mit einer längerfristigen Sperre belegten Roman Wallner wird Roland Kirchler besonders in der Innenverteidigung Änderungen vornehmen müssen: Martin Svejnoha bekam von Manuel Schüttengruber seine fünfte Gelbe Karte zu sehen und muss eine Runde aussetzen. Für ihn wird voraussichtlich Marco Kofler seine Rückkehr in der Stammelf feiern und auch Carlos Merino darf nach seiner Sperre wieder am wackeren Spielgeschehen teilnehmen. Trotz oder gerade wegen den erneut erforderlichen Personalumstellungen: Vielleicht reichen diesmal auch ein paar Chancen weniger zum wackeren Punktegewinn – sein Glück dürfte WAC-Keeper Christian Dobnik schließlich für dieses Jahr aufgebraucht haben.

Spieldaten:
tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile, 18. Runde
RZ Pellets WAC – FC Wacker Innsbruck
Samstag, 1. Dezember 2012, 16:00 Uhr
Lavanttal-Arena, Wolfsberg
SR Mag. Harald Lechner

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