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Kampfmannschaft

Ein Damm gegen den Sturm

Die besten Mannschaften Österreichs geben sich am Tivoli die Klinke in die Hand. Nach der Wiener Austria zieht es nun den SK Sturm Graz an die Heimstätte des FC Wacker Innsbruck. Die große Sensation ist nicht ausgeschlossen, sondern wurde heuer schon einmal Realität.

In Turbulenzen

Das Jahr 2012 wird den Gästen aus der Steiermark als ein besonders ereignisreiches in Erinnerung bleiben. Das Ende der Ära von Franco Foda, das Intermezzo des Kurzzeit-Sportgeschäftsführers Paul Gludovatz und die damit verbundene Neuausrichtung der Vereinsstrukturen brachten enorme Unruhe in die sonst an Kontinuität gewöhnte Anhängerschaft. Keine guten Voraussetzungen für Neo-Trainer Peter Hyballa, der selbst keine Anstalten machte, auch im sportlichen Bereich einiges umzudrehen. So ist vom anfänglich prophezeiten Hurra-Fußball, der außerhalb der steirischen Landesgrenzen auch gern als Kernöl-Tiki-Taka bezeichnet wurde, nicht mehr viel übrig geblieben. Als zu fehleranfällig und laufintensiv schien das extrem offensiv angelegte Spielsystem eher dem Gegner Möglichkeiten zu geben als den Grazern selbst. Die zu Beginn der Saison praktizierte Raute entwickelte sich daher mehr und mehr zu einem 4-3-3, das das Mannschaftsgefüge gehörig durcheinander wirbelte. So durfte beispielsweise ein Andreas Hölzl Bekanntschaft mit der Position eines Rechtsverteidigers machen. Stammleiberln gehörten ohnehin in Graz nunmehr der Vergangenheit an und der interne Konkurrenzkampf entbrannte neu – Rotation ist und war ein ständiger Begleiter des Hyballa-Konzeptes. Am härtesten traf es dabei aber jenen, der sich noch vor ein paar Wochen ernsthafte Hoffnungen auf das Tor des Nationalteams machen durfte: Christian Gratzei. Der 31jährige ist hinter dem jungen Deutschen Johannes Focher zur Nummer Zwei im Sturm-Tor degradiert worden und spielt damit für Marcel Koller erst einmal keine Rolle mehr. Zudem hatten viele in der Murmetropole Probleme mit Hyballas selbstbewusster, polarisierender Art, die dessen Gegner auch als Arroganz auslegen.

„Steirerbluat is koa Himbeersaft“

Wenn beim sich in unruhigem Fahrwasser befindlichen Schiff Sturm Graz auch noch die sportlichen Erfolge ausbleiben, wird es brenzlig. Dies bekam Peter Hyballa schnell zu spüren, als die Schwarz-Weißen im ganzen Oktober sieglos blieben. Den negativen Höhepunkt setzte es schließlich mit der 1:2-Heimniederlage im Cup gegen unseren FC Wacker Innsbruck – nun kamen die Kritiker aus ihren Löchern. Aus der ersten Reihe feuerte der Direktor des Steirischen Fußballverbandes, Walter Hörmann, der sich öffentlich die Frage stellte, warum „drittklassische“ ausländische Trainer einer heimischen Lösung vorgezogen wurden. Seither dürfte die Atmosphäre zwischen Verband und Sturm, aber auch dem wohl ebenfalls gemeinten, jetzigen Kapfenberg-Sportdirektor Thomas von Heesen ziemlich vergiftet sein. Fortan hieß es „Jeder gegen jeden“, denn besonders diplomatisch blieb auch Hyballa nicht, als er seinen Spielern nach dem Cup-Aus eine mangelnde taktische Schulung attestierte. Viele in Graz werteten dies als Frontalangriff auf Vorgänger Franco Foda. Scheinbar brauchte das steirische Werkl aber solch ein reinigendes Gewitter, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Denn der darauffolgende Heimerfolg gegen Rapid markierte den Wendepunkt zu einer Siegesserie von drei Spielen – die nun am Tivoli ihr vorzeitiges Ende finden soll.

Aus Fehlern gelernt

Die bisher in dieser Spielzeit ausgetragenen Partien zwischen dem Tiroler Traditionsverein und Sturm eignen sich besonders gut, um die sportliche Entwicklung von Wacker Innsbruck nachvollziehen zu können. Im September, noch unter der Verantwortung des frisch im Amt bestätigten Walter Kogler, hielt man in der UPC-Arena eine halbe Stunde lang ein 0:0, ehe Sturm nach einer Standardsituation in Führung ging und die Führung konsequent zu einem 3:0 ausbaute. Sechs Wochen später markierte der 2:1-Auswärtssieg bei den Grazern das Highlight des Neubeginns unter Roland Kirchler. Selbstbewusst und ungewohnt spielfreudig präsentierte sich Schwarz-Grün, drehte gegen die Hyballa-Elf gar einen 0:1-Rückstand. Die wahrscheinlich beste Saisonleistung krönten Julius Perstaller mit einem wunderschönen Fernschuss und Roman Wallner mit ihren Toren. Der Aufstieg in das Cup-Viertelfinale war perfekt. Nun genießt der FC Wacker Innsbruck zum ersten Mal Heimrecht und will sich vor heimischem Publikum weitere wichtige Punkte im Abstiegskampf sichern. Die zuletzt zum Stammpersonal zählenden Roman Wallner und Carlos Merino werden aufgrund von Sperren das Spiel nur auf der Tribüne verfolgen können. Wallner erhielt von der Bundesliga aufgrund seines Ausschlusses in Salzburg eine Sperre von drei Spielen, die allerdings vom FCW angefochten wird. Sofern der Strafsenat seine Entscheidung nicht korrigiert, wird Wackers Sturmhoffnung erst zum letzten Heimspiel gegen die Admira wieder auflaufen können. Merino muss dagegen nur eine Gelb-Sperre absitzen und steht somit in der nächsten Woche wieder zur Verfügung. Im Offensivbereich wird die schwarz-grüne Startelf somit ein wesentlich verändertes Gesicht erhalten. Die zuletzt stabile Abwehr bleibt voraussichtlich ähnlich organisiert wie zuletzt, was gegen die schnellen Vorstöße der Grazer eine große Hilfe sein wird.

Spieldaten:
tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile, 17. Runde
FC Wacker Innsbruck – SK Puntigamer Sturm Graz
Samstag, 24. November 2012, 16:00 Uhr
Tivoli Stadion Tirol, Innsbruck
SR Manuel Schüttengruber

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