Der Ausflug des FC Wacker Innsbruck in die obersten Tabellensphären findet am Sonntag seine Fortsetzung. Ein Woche nach der 0:3-Niederlage gegen eine glänzend aufgelegte Austria aus Wien wartet mit den Salzburger Bullen die zweite Mannschaft der Stunde.
Ein neues Team auf alten Pfaden
Unter komplett neuem Führungspersonal gingen die Bullen aus Salzburg in die neue Saison. Meistertrainer Ricardo Moniz warf nach internen Querelen das Handtuch. Stattdessen traten mit Ralf Rangnick als Sportdirektor und dem Paderborner Quereinsteiger Roger Schmidt als neuem Trainer zwei Schwergewichte ihren Dienst an. Nachhaltiges Handeln und eine neue Philosophie sollten fortan den Meister noch erfolgreicher machen – bis Düdelingen kam. Denn durch das peinliche Ausscheiden gegen den Luxemburger Meister in der Champions-League-Quali und einen nur mäßigen Saisonstart in der Bundesliga verfiel man schnell in alte Verhaltensmuster. Konsequenz: Die Bullen schlugen noch einmal kräftig auf dem Transfermarkt zu. Neben den beiden Norwegern Valon Berisha und Havard Nielsen verschlug es den Deutsch-Slowenen Kevin Kampl, Linksaußen Sadio Mané und den Barsilianer Rodnei als zusätzliche Option für die Innenverteidigung in die Mozartstadt. Relativ geräuscharm gelang die Integration der „Neuen“, denn parallel dazu verbannte Rangnick die Brasilianer Cristiano da Silva, Douglas und Leonardo, Rasmus Lindgren und den ursprünglich als Janko-Ersatz geholten Boghossian zur Regionalliga-Filiale in Liefering. Trotz des groß zelebrierten Tapetenwechsels blieben die Bullen auf Erfolgskurs, denn bis auf die beiden Partien gegen Rapid (jeweils 0:2) kassierte man keine einzige Niederlage – sogar den Tabellenführer Austria schlug Salzburg auswärts mit 1:0. Dass dabei derzeit nur der zweite Tabellenplatz rausschaut, scheint den erfolgsverwöhnten Bullen so gar nicht zu schmecken. Insgesamt ist also auch in diesem Jahr die Revolution im Mateschitz-Imperium ausgeblieben: Der eigene Ehrgeiz reicht locker, um auch heuer den Meisterteller abzuholen, international kehrte dagegen schnell wieder Ernüchterung ein. Kombiniert mit der angekündigten aber nur zögerlich umgesetzten Fokussierung auf junge Österreicher im Bullenkader, bleibt sich Salzburg auch in dieser Hinsicht treu. Ist das jene Nachhaltigkeit, von der Ralf Rangnick gesprochen hat?
Mit stumpfen Waffen
Völlig verunsichert präsentierte sich Wacker Innsbruck im Hinspiel am 1. September. Selten gelang es, den FC Salzburg vor eigenem Publikum unter Druck zu setzen. Die Defensive leistete sich gegenüber den individuell deutlich besser besetzten Mozartstädtern zu viele Fehler. So ging die Mannschaft von Roger Schmidt bereits nach zwölf Minuten mit 1:0 in Führung. Vom damaligen Torschützen Jakob Jantscher wird am Sonntag auf jedenfalls keine Gefahr mehr ausgehen, ist er doch derzeit an Dynamo Moskau verliehen. Noch vor der Pause erhöhten die Salzburger ihre Führung durch Franz Schiemer und dem frisch aus Stavanger verpflichteten Valon Berisha noch auf 3:0. Nun ruhten alle Hoffnungen auf Neuzugang Roman Wallner, der damals sein erstes Spiel im schwarz-grünen Dress machte und zur zweiten Hälfte eingewechselt wurde. Tatsächlich wurde das Innsbrucker Spiel fortan gefälliger, allerdings reichte es nicht, um noch einmal ernsthaft den schon deutlichen Rückstand abzuknabbern. Gewohnt routiniert nützte der Meister Fehler im Innsbrucker Spielaufbau aus, um selbst etwas für das eigene Torkonto zu tun: Nach einem Aussetzer von Alexander Hauser schenkte Soriano seiner Mannschaft den vierten Treffer. Dabei blieb es dann auch bis zum (bitteren) Ende und Wacker Innsbruck musste zum zweiten Mal in der noch jungen Saison eine 0:4-Klatsche einstecken.
Die Wackerma(n)dln als Erfolgsfaktor
Auch in dieser Spielzeit bietet der FC Wacker Innsbruck seinen jüngsten Mitgliedern ein ganz besonderes Erlebnis an: Gemeinsam geht es mit dem eigenen Bus in die Salzburger Bullen-Arena, in der der schwarz-grüne Nachwuchs die eigenen Farben würdig vertreten möchte. Viele junge Mitglieder durften dank dieser Vereinsinitiative ihre erste Auswärtsfahrt unternehmen und konnten somit einen weiteren wichtigen Aspekt der Fankultur live miterleben. Auch für die Mannschaft ist neben immer treu vertretenen Farbclubs ein weiterer lebhafter Farbtupfer eine große Unterstützung. Neben der stimmkräftigen Unterstützung der traditionell zahlreich vertretenen Anhängerschaft braucht es aber auch ein Rezept, um das schnelle Salzburger Kurzpassspiel zu unterbinden und Torschusskönig Jonathan Soriano möglichst wenig Raum zu geben. Denn erst unter dem von Roger Schmidt eingeführten Spielsystem scheint der Spanier richtig aufzublühen: 13 Tore in 15 Einsätzen sprechen für sich. Die wackere Defensive darf sich daher auf reichlich Arbeit freuen, wobei Alexander Hauser bedingt durch seinen Ausschluss in der letzten Woche nur als Zaungast dabei sein darf. Somit bleiben die beiden Abwehrflügel der Innsbrucker einem ständigen Personalwechsel unterworfen. Vielleicht ist dies gegen die meist perfekt angepassten Salzburger ein kleiner Vorteil?
Spieldaten:
tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile, 16. Runde
FC Red Bull Salzburg – FC Wacker Innsbruck
Sonntag, 18. November 2012, 16:00 Uhr
Red Bull Arena, Wals-Siezenheim
SR Mag. Markus Hameter