Der erste Teil seiner Ost-Tournee führt den Tiroler Traditionsverein zum SV Mattersburg. Am anderen Ende Österreichs erwartet die wiedererstarkten Innsbrucker eine Mannschaft, die sich nicht auch noch in den Abstiegskampf hineinziehen lassen will.
Ein magischer Abend
Zitternde Stimmen, feuchte Augen. Was scheinbar nach jedem Spiel schon zu einer Art Ritual in der Wackerfamilie geworden war, blieb auch am vergangenen Samstag ein zu beobachtendes Phänomen im Tivolistadion. Nur das auslösende Element kehrte sich in das Gegenteil um: Niederlage Nr. Elf wurde abgewendet und „Sierra Madre“ brachte die Gewissheit: Der so wichtige Sieg gegen Ried war geglückt. So bekam der erfolgreiche Einstand von Roland Kirchler eine überraschend emotionale Note, der von einer aufopfernd kämpfenden und defensiv sehr gut organisierten Wackermannschaft begleitet wurde. Der neue Cheftrainer blieb in der Stunde des Erfolges gefasst, denn Optimierungspotenzial gibt es in der schwarz-grünen Elf noch zuhauf – sei es die Sicherheit bei den viel gerühmten „Standards“ oder die Spritzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Dennoch: Der zweite Saisonsieg war ungemein wichtig und soll Strahlkraft für die kommenden schweren Auswärtspartien entwickeln – denn noch hat unser FC Wacker Innsbruck einen weiten Weg vor sich, will man im Jubiläumsjahr 2013 in der Bundesliga bleiben. Ihn nicht mitgehen wird vorerst Daniel Schütz können: Wackers Nummer 26 erhielt nach wenigen Minuten am Platz von Schiedsrichter Hameter einer überharte Rote Karte und wurde von der Bundesliga für zwei Spiele gesperrt. Dafür wird Roland Kirchler wieder auf zwei wichtige Defensivkräfte zurückgreifen können. Kapitän Thomas Abraham hat seine Sperre aus dem Admira-Spiel abgesessen ebenso wie Marco Kofler, der für seine fünfte Gelbe Karte ebenfalls das Ried-Match auslassen musste. Ob dann noch Platz für den zuletzt bärenstarken Simon Piesinger bleibt? Wackers neuer Cheftrainer wird sich kaum in die Karten schauen lassen – schön, wenn man den Überraschungsmoment auf seiner Seite hat.
Pannonische Gelassenheit
Wesentlich weiter im Zeitplan „Klassenerhalt“ sind inzwischen die Gastgeber aus dem Burgenland, wenn auch dort nicht alles nach Wunsch gelaufen ist. Denn der so gelungene Saisoneinstand scheint sich zu einem Dejà-vu der letzten Herbstsaison zu entwickeln. Damals ging die Lederer-Elf nur aus drei Partien als Sieger hervor und wartete zwischen Juli und Oktober gar zwölf Runden auf einen Sieg. So viele sind es heuer zwar nicht, trotzdem warten die Grün-Weißen auch schon seit Anfang September auf einen vollen Erfolg. Unruhe kehrt trotzdem nicht ein im Burgenland, das schon so oft betonte Gemeinschaftsgefühl beim SVM bleibt. Richtig angefressen präsentierte sich Franz Lederer nur einmal, als seine sonst so robust zur Sache gehende Elf mit 1:5 in der Südstadt in eine deutliche Klatsche schlitterte. Bekanntermaßen ist das beherzte Zweikampfverhalten ein ganz wesentlicher Baustein des Mattersburger Weges. Wenn dieser wegfällt, schaut es düster aus – kein Wunder, dass in den Folgepartien der Fokus auf Einstellung und Defensivarbeit gelegt wurde. Zwei torlose Remis aus den letzten drei Partien sprechen eine deutliche Sprache, wobei sich besonders die Innenverteidigung um Adnan Mravac und Martin Rodler auszeichnete. Das zuletzt in Graz praktizierte 4-1-4-1-System brachte Sturm-Trainer Peter Hyballa fast zur Verzweiflung. Wenn demnächst die Offensivmaschinerie wieder in Gang kommen sollte, wartet eine harte Nuss auf die Mannschaft von Roli Kirchler. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn der zuletzt aufgrund einer Viruserkrankung ausgefallene Kapitän Ilco Naumoski wird sich wahrscheinlich rechtzeitig gesund melden und Patrick Bürger den Job als Alleinunterhalter ganz vorn wieder abspenstig machen.
Das Zwischenhoch vom Tivoli
Drei sieglose Partien zum Auftakt der Saison, da glaubten viele bereits an die schwarz-grüne Wende. Denn der bis vor kurzem einzige Sieg gelang daheim gegen die Burgenländer, seit einer gefühlten Ewigkeit gelang es Wacker Innsbruck einen Rückstand in drei Punkte zu verwandeln. Marcelo Fernandes netzte zum bisher einzigen Mal in einem Pflichtspiel für den Tiroler Traditionsverein ein. Als fast alle Zuschauer an diesem lauen August-Abend bereits an ein mageres Unentschieden glaubten, trat Christopher Wernitznig in Erscheinung. Wackers junger Kärntner nahm sich ein Herz und überwand in der Nachspielzeit von der Strafraumgrenze Mattersburg-Goalie Thomas Borenitsch. Erinnerungen an glorreiche Zweitliga-Zeiten wurden wach, in denen Wacker Innsbruck mehr als einmal in der Nachspielzeit noch ein Spiel zu seinen Gunsten umdrehte. Dementsprechend groß und ausgelassen war die Freude. Dass Fans und Mitglieder in den nächsten zwei Monaten eine gehörige Portion Nervenstärke aufbringen mussten bis das Glücksgefühl erneut Einzug in das Tivoli Stadion hielt, vermochten wohl damals die wenigsten zu glauben. Diesmal soll die Wartezeit erheblich kürzer sein: Wacker braucht Punkte, um den Vier-Punkte-Rückstand auf Wiener Neustadt nicht noch größer werden zu lassen.
Spieldaten:
tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile, 13. Runde
SV Bauwelt Koch Mattersburg – FC Wacker Innsbruck
Samstag, 27. Oktober 2012, 18:30 Uhr
Pappelstadion, Mattersburg
SR Manuel Schüttengruber