Ist das letzte Auswärtsspiel schon eine schwierige Aufgabe gewesen, so erwartet am Samstagabend die angeschlagene und verunsicherte Truppe von Trainer Walter Kogler die nächste große Hürde. Die Salzburger, die bisher weder in der Meisterschaft noch bei ihren internationalen Spielen wirklich überzeugen konnten, wollen im Tivoli nicht weiter Boden auf die Wiener Vereine verlieren. Für unsere Mannschaft heißt es endlich einen Schritt aus den Tiefen der Tabelle zu tun, der aber äußerst schwierig wird.
Verunsicherung abschütteln
Viele Diskussionen und Spekulationen prägen derzeit die schwarz-grüne Welt. Da ist in den Medien von möglichen Nachfolgern von Walter Kogler zu lesen, da wird jeder Zuschauer zum Taktikexperten und im Vereinsforum versucht man der sportlichen Leitung Spieler aufzuschwatzen, die dem Team weiterhelfen könnten, endet doch die Transferzeit unmittelbar vor dem Spieltag. Eine gemeinsame Pressekonferenz von Obmann Kaspar Plattner, Vorstandsmitglied Hannes Bodner, Sportdirektor Oliver Prudlo und Cheftrainer Walter Kogler beendet die Spekulationen und man ist sich einig, gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden. Außerdem soll Roman Wallner, der ehemalige Nationalteamspieler, die wackeren Angriffe beleben. Ob all das spurlos an der Mannschaft vorübergeht, darf gehofft werden. Doch der eine oder andere erfahrene Akteur hat Ähnliches schon erlebt und sollte sich daher nicht noch mehr aus der Ruhe und Konzentration bringen lassen. Für die jüngeren Wackerspieler, vor allem für jene, die in dieser Saison zum ersten Mal für den Traditionsverein spielen, ist dies schon belastender.
Aber ich vertraue darauf, dass die Mischung aus Routine und jugendlichem „Leichtsinn“ passt und eine ansprechende Leistung auch mit einem Erfolgserlebnis belohnt wird. Das wäre wichtig, bevor es in die zweiwöchige Länderspielpause, in der die WM-Qualifikation beginnt und es für die U21 um die EM-Chance geht. Auf Abruf für das Nachwuchsnationalteam stehen die Flügelflitzer Daniel Schütz und Christopher Wernitznig (für die „Bruno-Gala“ in der Kategorie „Aufsteiger des Jahres“ nominiert), die hoffentlich auch den Salzburgern am Samstag das eine oder andere Rätsel zu lösen geben. Wer gegen die Favoriten des „Dosenimperiums“ versuchen wird, das Punktekonto zu erhöhen, wird sich zeigen. Für einen Routinier stünde das 150. Bundesligaspiel an: Marcel Schreter – er kennt wohl all die aktuellen Schwierigkeiten am besten, hält er doch dem Tiroler Traditionsverein seit 2002 die Treue. In diesen zehn Jahren ist am Tivoli wohl mehr passiert als bei manchem Klub in wesentlich längerer Zeit. Ob der Spieler der sechsten Runde Markus Egger oder Szabolcs Safar, in der Kategorie „Tormann des Jahres“ für die „Bruno-Gala“ nominiert, das wackere Tor hütet, wird sich entscheiden. Auch der leicht angeschlagene Thomas Bergmann könnte bis Samstag wieder fit sein.
Betrachtet man die sportlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen der Kontrahenten, so könnten diese kaum unterschiedlicher sein. In Salzburg wird fast Jahr für Jahr eine komplette Mannschaft neu unter Vertrag genommen, die Trainer und sportlich Verantwortlichen gewechselt, auf totale Werbung gesetzt und der Tradition der Rücken gekehrt. In Innsbruck ist man dagegen stolz darauf, den ursprünglichen Vereinsnamen FC Wacker Innsbruck zu tragen, wieder in Schwarz-Grün zu spielen, einen Trainer zu haben, der seit mehr als vier Jahren versucht das Team weiter zu entwickeln und zeigt sich über die steigende Zahl der Kleinsponsoren und Mitglieder erfreut.
Ligakrösus wechselt andauernd Philosophie
Nachdem der niederländische Trainer Moniz trotz des Meistertitels und Cupsieges das Handtuch geworfen hat, übernimmt Roger Schmidt das Zepter bei den roten Bullen. Wollte man mit dem Konzept acht Legionäre, acht Österreicher und acht eigene Akademiespieler in die Saison starten, wird diese Überlegung bald wieder aufgegeben und auf dem Transfermarkt kräftig zugeschlagen. Verpflichtet man zuerst mit Florian Klein von Austria Wien, Christopher Dibon von Admira Mödling und Stefan Ilsanker von Mattersburg österreichische Spieler, so reagieren die Verantwortlichen auf das blamable Ausscheiden gegen den luxemburgischen Vertreter Düdelingen mit jungen ausländischen Spielern. In Norwegen stillt man den Hunger: Von Viking Stavanger kommt Vlaon Berisha und von Valerenga Oslo Havard Nielson. Der 18-jährige Nigerianer Bright Edomwonyi ist ein Offensive-Allrounder und kommt vom belgischen Klub KVC Westerlo.
Der Start des Titelverteidigers ist erfolgreich, denn die ersten drei Meisterschaftsspiele werden siegreich beendet: bei Sturm in Graz, daheim gegen Matterburg und auswärts beim Aufsteiger WAC. Mit dem Gastspiel der Grün-Weißen aus Hütteldorf endet die Serie der Bullen. Nach dieser Heimniederlage geht es mit einem Remis bei Admira Wacker und einem eben solchen gegen Wiener Neustadt in Wals-Siezenheim weiter. Sicher verzichten muss der Trainer auf den verletzten Kapitän Mendes da Silva.
Kein voller Erfolg
Die Bilanz der vier Spiele der Vorsaison weist zwei Niederlagen und zwei Unentschieden für den FC Wacker Innsbruck aus. Das erste Aufeinandertreffen am Tivoli ging unglücklich durch ein Elfmetertor verloren und ein Salzburger durfte frühzeitig unter die Dusche. Im Herbst trotzten die Schwarz-Grünen den Bullen ein 1:1 ab, wobei Carlos Merino unser Team in Führung brachte, der Endstand bereits zur Pause gegeben und Martin Svejnoha kurz nach Seitenwechsel ausgeschlossen worden war. Da im Februar der strenge Winter und eine vereiste Spielfläche im Tivoli die Austragung verhinderte, musste das Match an einem Mittwoch rund vier Wochen später über die Bühne gehen. Eine der zahlreichen Salzburger Chancen verwertete Jantscher zur Führung des Ligakrösus, die jedoch Alexander Hauser von vor dem Seitenwechsel ausgleichen konnte. Im letzten Aufeinandertreffen im „Bullenstall“ verlor unsere wackere Mannschaft mit 2:0. Beide Treffer gelangen Jakob Jantscher in der zweiten Spielhälfte. Jedoch zeigt diese Bilanz, dass es sich immer um enge und umkämpfte Spiele gehandelt hat.
Appell
Liebe Wackerianer kommt am Samstag ins Tivoli und gebt unserem Team den Rückhalt von den Rängen, den es braucht. Pfiffe tun den schwarz-grünen Akteuren in dieser schwierigen Situation besonders weh, versucht es daher mit aufmunternden Gesängen und Applaus! Wenn alles gut geht, können wir bei diesem Spiel auch schon unseren Neuzugang Roman Wallner begrüßen.
Spieldaten:
tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile, 7. Runde
FC Wacker Innsbruck : Red Bull Salzburg
Samstag, 1. 9. 2012, 18.30
Tivoli Stadion Tirol, Innsbruck
Schiedsrichter: Robert Schörgenhofer