Melanie Fischer zählt zu den besten Fußballspielerinnen Österreichs. Sie brilliert durch ihren Einsatzwillen und Torgefahr. Auch wenn es schlecht läuft, stellt sich die 24-jährige Kremserin den Problemen. Im Gespräch mit der Online Redaktion blickt die Kapitänin des FC Wacker Innsbruck noch einmal auf eine abwechslungsreiche Saison zurück.
Online Redaktion: Melanie, ihr seid zum dritten Mal in Folge Vizemeister geworden. Im Gegensatz zu den Vorsaisonen war dieser zweite Platz schlussendlich doch überraschend, oder?
Fischer: Auf Grund der Umstände und der Leistungen im Frühjahr ist dieser zweite Platz sehr hoch einzustufen. Viele Stammspielerinnen waren oder sind verletzt und wir mussten immer wieder junge Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft ins kalte Wasser werfen. In Kombination mit den Ergebnissen, die die Gegner abgeliefert haben, darf man durchaus von einem Riesenergebnis für den FC Wacker Innsbruck sprechen.
Wie seid ihr mit diesen Warm- und Kaltduschen umgegangen?
Wir haben sehr viel geredet, Positives und Negatives analysiert und konnten dadurch Vieles verbessern. Wir wussten gerade nach den ersten Unentschieden oder nach der Niederlage gegen Kärnten, dass das nicht unserem Niveau entspricht und wir haben uns gesteigert. Dennoch bleibt ein fahler Beigeschmack.
Der wäre?
Die schwere Verletzung und das damit verbundene Karriereende von Verena Nagl hat uns ziemlich geschockt und daran hatten wir total zu knabbern.
Eingangs hast du erwähnt, dass ihr viele junge Spielerinnen ins kalte Wasser werfen musstet. Ist das ein Mitgrund, warum im Frühjahr auch ein wenig die Konstanz gefehlt hat?
Durchaus, aber die jungen Spielerinnen wie Rofner, Hausberger oder Jahaj können diese Konstanz mit 15, 16 Jahren auch noch nicht haben. Es lag vor allem an den arrivierten Spielerinnen, denen, mich eingeschlossen, nicht immer alles gelang. Trotzdem konnten wir mit unheimlicher Moral in den ersten beiden Spielen nach Rückständen jeweils einen Punkt holen. So richtig ins Laufen sind wir erst gegen Ende der Meisterschaft gekommen. Leider ist die jetzt zu Ende.
Vor dem Cupfinale letzte Saison ist Robert Martini zur Mannschaft gestoßen. Wie war die Umstellung von Zoran Tanaskovic auf den neuen Trainer?
Vergleichen kann man Robert und Zoran nicht. Die beiden haben unterschiedliche Ansichtsweisen vom Fußball, verbindet aber ihre Leidenschaft zum Sport und sind beide tolle Trainer. Am Anfang war die Umstellung auf das neue System von Robert Martini weg von der Viererkette schwer. Aber mit Fortdauer der Saison sind die Automatismen in unser Spiel reingekommen und der zweite Platz hat nicht nur dem System des Trainers Recht gegeben.
Ein System, das auch den ersten Punkt gegen Neulengbach im letzten Meisterschaftsspiel brachte. Wie hast du die 90 Minuten Kampf im Wienerwaldstadion gesehen?
Dazu musst du jemand anderen fragen. Ich wurde ja nach einer halben Stunde ausgewechselt und musste ins Krankenhaus. Ich kann nur das wiedergeben, was mir erzählt wurde. Demnach war der Punkt verdient, auch wenn der späte Ausgleichstreffer in der 96. Minute sehr geschmerzt hat. Und was auch für das Team spricht, nach dem Spiel war jede angefressen, dass man trotz des zweiten Platzes die Partie nicht gewinnen konnte.
Nach der Meisterschaft stehen Kaderveränderungen an. So wird uns aller Voraussicht Marlies Hanschitz verlassen. Sportlich und menschlich ein herber Verlust.
Eine Spielerin des Kalibers von Marlies Hanschitz wird der Mannschaft natürlich fehlen. Sie ist A-Nationalspielerin und hat fünf Jahre lang immer Topleistungen für den FC Wacker Innsbruck erbracht. Dass sie nach einer so langen Zeit zurück in die Heimat will, kann ich absolut nachvollziehen. Sie wird zwar nicht sofort 1:1 ersetzbar sein, aber wir haben einige sehr starke Talente, die mittel- und langfristig in die Rolle schlüpfen können.
Auch bei dir hat es in letzter Zeit Interessenten gegeben. Neulengbach will dich verpflichten. Was ist da dran?
Das stimmt. Neulengbach hat mich immer wieder kontaktiert und will mich haben. Aber in Österreich gibt es für mich eigentlich nur mehr Wacker Innsbruck. Daher bleibe ich zumindest noch ein Jahr und will mithelfen, den Weg junge Tirolerinnen aufzubauen mitgehen. So wird sich der FC Wacker Innsbruck auch in Zukunft über Erfolge im Frauenfußball freuen kann.
Und nach diesem Jahr?
Das wird man sehen. Ein großer Traum von mir wäre einmal in Amerika Fußball zu spielen. Dort hat der Sport einen ganz anderen Stellenwert als bei uns. Vielleicht geht dieser Traum in Erfüllung…
Danke für das Gespräch
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