Bella Bello Bitugu kommt aus Ghana und lebt seit 1992 in Innsbruck, wo er Erziehungswissenschaften, Soziologie und Volkswirtschaft studierte und in Erziehungswissenschaften promovierte. Bitugu war der erste afrikanische Schiedsrichter in Österreich. Abseits des grünen Rasens engagiert sich der Pädagoge für „Fairplay“ im Fußball. Während der UEFA Euro 2008™ traf sich die Online Redaktion mit Bitugu, um über Fairplay, Antirassismus und Homophobie im Fußball und vieles mehr zu sprechen. Heute Teil zwei.
Online Redaktion: Du hast gesagt, am Anfang hat es Probleme gegeben bezüglich Akzeptanz für euer Tun. Gab es irgendein Schlüsselerlebnis, dass man seitens der UEFA plötzlich die Problematik erkannte?
Bitugu: Eine gute Frage. Bei der UEFA war es lange Zeit so, dass die Kooperation zwar vorhanden war, diese aber nicht sehr stark war. Erst vor circa sechs Jahren erkannte der europäische Fußballverband, dass es doch Probleme gibt. Schlüsselerlebnisse waren definitiv diverse Länderspiele, bei denen die Fans dunkelhäutige Spieler mit Affenlauten beleidgten. Aber auch der Torjubel von Paolo Di Canio vor der Lazio Kurve, als er ein Tor mit „erhobener Hand“ bejubelte, ließ die Verantwortlichen umdenken.
Online Redaktion: Und beim ÖFB?
Bitugu: Ich glaube, dass war wegen der Euro. In den Verträgen mit der UEFA waren Punkte, die Fairplay und Antirassismus- bzw. Fanarbeit beinhalteten. Und bei meinen Schiedsrichterkollegen vor allem deshalb, weil sie immer mehr mit rassistischen Auseinandersetzungen zu tun gehabt haben.
Online Redaktion: Stichwort Europameisterschaft und Fanarbeit: Während der Euro gibt es die Fanbotschaft. Was ist die „Fan embassy“ genau?
Bitugu: Die Fanbotschaft ist eigentlich eine FARE Idee (Football against racism in Europe). Fairplay arbeitet, wenn man so will, mit FARE zusammen und organisiert die Botschaften. Grundsätzlich will die Fanbotschaft eine Anlaufstelle für präventive Sachen sein, wie Gewaltprävention und Antirassismusarbeit. Ein weiterer Punkt ist die Betreuung von Fußballfans und Bereitstellung von Informationen. Wichtig ist, dass die Fanbotschafter den direkten Kontakt mit den Fans suchen.
Online Redaktion: Das klingt so, als ob die Fanbotschafter, den Job eines Fanarbeiters übernehmen würden?
Bitugu: Da muss man aufpassen. Die Fanbotschaft ist nicht zu 100% mit der klassischen Fanarbeit zu vergleichen. Es ist eine Mischung von Betreuung, Fanarbeit, Gewaltprävention, Informationen usw. Das war auch das Ziel für die Europameisterschaft. Zum Teil war die Arbeit sehr erfolgreich, aber wir müssen schauen, wie wir in Zukunft die Fanbotschaft nach vorne bringen können. Man darf nicht vergessen, dass die Idee der Fanbotschaft noch eine sehr junge ist. Dazu werden wir uns nach der EURO zusammensetzen und die Europameisterschaft noch einmal Revue passieren lassen.
Online Redaktion: Wann kam es zur Premiere der Fanbotschaft?
Bitugu: 2004 in Portugal. Aber damals lag vieles noch in den Kinderschuhen, daher lief nicht alles rund. 2008 ist so gesehen das erste Mal, dass die eigentliche Idee, die hinter der Fanbotschaft steckt, präsentiert wird und zum Tragen kommt. Bei der Weltmeisterschaft in Deutschland funktionierten die Fanbotschaften bereits sehr gut, aber dabei handelte es sich um eine FIFA Geschichte. Als UEFA Projekt kamen die Fanbotschaften erst in diesem Sommer während der EURO zum Einsatz.
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