Bella Bello Bitugu kommt aus Ghana und lebt seit 1992 in Innsbruck, wo er Erziehungswissenschaften, Soziologie und Volkswirtschaft studiert und in Erziehungswissenschaften promoviert hat. Bitugu war der erste afrikanische Schiedsrichter in Österreich. Abseits des grünen Rasens engagiert sich der promovierte Pädagoge für „Fairplay“ im Fußball. Während der UEFA Euro 2008™ traf sich die Online Redaktion mit Bitugu, um über Fairplay, Antirassismus und Homophobie und vieles mehr. Heute Teil eins.
Online Redaktion: Du arbeitest seit vielen Jahren bei Fairplay. Kannst du erklären, um was es sich bei dieser Organisation handelt?
Bitugu: Fairplay ist sehr engagiert in Bereichen wie Antirassismusarbeit im Fußball. Dazu kommt Präventiv- und Aufklärungsarbeit und natürlich Integration durch Sport, insbesondere durch den Fußball.
Online Redaktion: Was sind deine Aufgaben bei Fairplay?
Bitugu: Bei Fairplay bin ich Konsulent. Abgesehen davon organisiere, auch dank meines pädagogischen Hintergrundes, Projekte in- und außerhalb Österreichs.
Online Redaktion: Wie bist du zu Fairplay gekommen?
Bitugu: Der Begründer von Fairplay ist ein sehr guter Freund von mir, mit dem ich in Ghana studiert habe. 1997 hat er Fairplay gegründet und mich sofort mit ins Boot geholt. Damals war ich auch als Schiedsrichter unterwegs und konnte somit auch wichtige Kontakte knüpfen.
Online Redaktion: Wie wurde eure Arbeit damals in der Öffentlichkeit gesehen?
Bitugu: Es war am Anfang sehr schwierig, vor allem die Zusammenarbeit mit hochrangigen Personen in den Fußballverbänden. Die Thematik Rassismus im Fußball wurde stets verleugnet. Außerdem waren viele Funktionäre der Meinung, dass es in Österreich keinen Rassismus gebe. Schlimmer, laut ÖFB wurden wir mit unserem Projekt, als diejenigen bezeichnet, die nur Probleme machen wollen.
Online Redaktion: Wie ist es mit eurem Projekt weiter gegangen?
Bitugu: Um die Jahrtausendwende starteten wir die ersten Workshops an denen Schiedsrichter eingeladen waren, sich mit diesem Thema zu befassen. Leider wurden diese Veranstaltungen nicht so angenommen wie wir das gerne gehabt hätten. Das Interessante war, dass diejenigen, die teilgenommen haben, kurze Zeit darauf selber Beobachtungen machten, dass es Rassismusprobleme im Tiroler Unterhausfußball gibt. Einige Zeit darauf gab es einen weiteren Workshop und die Teilnehmerzahl war um vielfaches höher.
Online Redaktion: Das war ein sehr spezielles Beispiel. Aber wie sah die Resonanz in der breiten Öffentlichkeit aus? Bei Fußballfans, Experten etc.?
Bitugu: In Schulen, Organisationen mit Migrationshintergrund oder, wie du auch erwähnt hast, Fußballfans haben wir nie eine Ablehnung gespürt. Zugegeben, es gab und gibt natürlich immer Leute, die sich nicht für alle Bereiche dieser Thematik interessieren. Aber die Rückmeldungen waren und sind positiv und das motiviert uns in unserer Arbeit.
Online Redaktion: Du hast erwähnt, dass der ÖFB euch zu Beginn eurer Tätigkeit nicht akzeptiert hat. Wie schaute das Ganze mit der UEFA aus?
Bitugu: Die Situation war ähnlich. Auch die UEFA nahm uns zu Beginn nicht sonderlich wahr. Doch irgendwann wurden wir mit unseren Inhalten interessant. Als wir mit dem Themenbereiche um Homophobie erweitern wollten, war das Entsetzen seitens der UEFA sehr groß. Ein paar Jahre später, kam die UEFA auf uns zu und wir machten eine große Kampagne mit der Abschlussveranstaltung in Barcelona, im Camp Nou.
In den nächsten Teilen erfahrt ihr u.a. welche Aktionen Fairplay während der UEFA Euro™ organisierte.
{authorinfo}