Die gestrige Niederlage gegen Mattersburg brachte endgültige Klarheit über die nähere sportliche Zukunft des FC Wacker Innsbruck, die in Österreichs zweithöchster Spielklasse liegt. Am Tag danach fragte die Online Redaktion des FC Wacker Innsbruck den Leiter des Club Managements, Georg Willeit, welche wirtschaftlichen Konsequenzen der Abstieg mit sich bringt und wie weit die Planungen für die nächste Saison vorangeschritten sind.
Online Redaktion: Georg, der Tag nach dem endgültigen Feststehen des Abstiegs ist für keinen, dem der Verein am Herzen liegt, leicht. Wie schwierig war es für dich persönlich, heute in der Früh aufzustehen und wie siehst du die Situation am heutigen Tag?
Georg Willeit: Aufzustehen war leicht, weil ich die halbe Nacht munter war. Von dem her war es in der Früh schon in Ordnung. Der Abstieg war ein langsamer Tod, der auch etwas Tragisches an sich hat. Aber es hat jeder schon damit rechnen müssen, jetzt ist Klarheit. Zu Tode jammern hilft nichts, jetzt muss man die Ärmel hochkrempeln, in die Zukunft schauen und anfangen zu arbeiten. Es geht jetzt darum, dem Verein in den nächsten Tagen und Wochen ein Konzept zu geben. Beinhalten muss es eine ganz wichtige Betonung der Nachwuchsarbeit, Durchlässigkeit in die Kampfmannschaft für Talente über die Leistungszentren und die Amateurmannschaft. Diese steht trotz des Abstiegs außer Zweifel und wird ein wichtiger Zukunftsbaustein.
Für die Kampfmannschaft darf man sich nicht den Druck geben, dass der Wiederaufstieg unbedingt nächstes Jahr gelingen muss, sondern muss einen zeitlichen Horizont von ein bis drei Jahren sehen. Mein Ziel ist es nach wie vor, dass der FC Wacker Innsbruck in fünf Jahren in der österreichischen Spitze mitspielt. Wir müssen lernen, vom Denken von einem auf das andere Jahr wegzukommen, sondern langfristig zu planen und Partner für ein langfristiges Konzept zu gewinnen, die auch Geduld haben, wenn es nicht gleich funktioniert. Ich hatte heute schon Kontakt zu Sponsoren. Das Verständnis für ein langfristiges Konzept ist im Prinzip da.
Online Redaktion: Welche Schlüsse zieht man aus der Abstiegssaison, was kann man für die Zukunft lernen?
Georg Willeit: Das Wichtige ist eine Langfristplanung. Man muss davon wegkommen, sportlich und wirtschaftlich hinterherzulaufen und immer nur reagieren zu können. Man muss Geduld entwickeln und mit den Partnern so arbeiten, dass man auf einen gemeinsamen Nenner kommt, was der FC Wacker Innsbruck sein soll. Wir sind und bleiben DER Fußballverein in Tirol, wir spielen am Innsbrucker Tivoli und in absehbarer Zeit auch wieder in der österreichischen Bundesliga. Wir wollen, dass Tiroler Talente über uns den Schritt ins Ausland schaffen. Diese Ziele gilt es mit dem Umfeld abzustimmen.
Online Redaktion: Was werden dabei in der näheren Zukunft die nächsten Schritte sein?
Georg Willeit: Die Planung läuft, es laufen die Gespräche mit den Sponsoren. Wir planen derzeit mit 4,2 Millionen Euro für den gesamten Verein in der Red Zac-Liga. Wieviel davon für die Kampfmannschaft übrig bleibt muss man noch zuordnen. Wenn es gelingt, den einen oder anderen Sponsor zu motivieren, in gleicher Höhe wie in der Bundesliga dabei zu sein, kann es noch höher werden, es kann aber auch noch niedriger werden. Letztendlich wollen wir in zwei Wochen ziemliche Klarheit haben.
Online Redaktion: Eine der brennendsten Fragen bleibt weiterhin, ob die Aufgaben des Sportdirektors und des Trainers weiterhin von einer oder zukünftig von zwei Personen übernommen werden sollen.
Georg Willeit: Ich bin der Überzeugung, dass es einen starken Trainer braucht, der der Mannschaft und dem Umfeld Optimismus und Zuversicht und jungen Spielern Anreize gibt. Und es braucht jemanden, der im Hintergrund die Koordination mit dem Tiroler Fußballverband und den Tiroler Vereinen managt. Wie diese beiden dann heißen werden ist eine Budget- und Vorstandsentscheidung, wobei Helmut Kraft derzeit unser Sportdirektor ist und in seinen Planungen auch schon in der nächsten Saison ist.
Online Redaktion: Wann sollen diese Entscheidungen getroffen werden?
Georg Willeit: Wenn man zu seinen Partnern fair ist, dann müssen diese Entscheidungen auch sehr bald getroffen werden.
Online Redaktion: Wie sieht es mit den weiteren Personalplanungen aus, beispielsweise was die Damenmannschaft betrifft?
Georg Willeit: Ich habe bereits kommuniziert, dass die Entscheidung bezüglich der Damenmannschaft bis Ende April fallen muss. Dann muss der Vorstand entscheiden und die Zukunft weisen.
Online Redaktion: Wie gestaltet sich in Zukunft die Zusammenarbeit mit dem Beirat?
Georg Willeit: Das ist etwas, was wir noch strukturell lernen und besser einspielen müssen. Derzeit liegt der Ball aber beim Vorstand, der das Konzept – nicht nur für das kommende Jahr, sondern auch darüber hinaus – für die Zukunft formulieren und es als nächsten Schritt mit dem Beirat abstimmen muss.
Online Redaktion: Nicht unerwähnt kann man lassen, dass es in den letzten Spielen nach Spielende immer wieder zu Ausschreitungen gekommen ist. Wie siehst du diese Situation und welche Konsequenzen hältst du für denkbar?
Georg Willeit: Es ist für mich indiskutabel und abschreckend und schadet dem Verein in der Außenwirkung. Es kann nicht sein, dass sich Familien mit Kindern fürchten müssen, wenn sie ins Tivoli-Stadion kommen oder Mannschaften fluchtartig das Spielfeld verlassen. Das hat mit Sport und Spiel nichts zu tun, sondern sind Verhaltensweisen, die nur auf Gewalt, Verletzung und Vernichtung ausgerichtet sind. Dafür habe ich schlichtweg kein Verständnis. Wir überlegen uns sehr genau, welche Konsequenzen wir ziehen können. Wenn da ein Mitglied dabei sein sollte, ist es selbstverständlich, dass es ausgeschlossen wird. Wir werden in enger Zusammenarbeit mit der Polizei auch Stadionsperren aussprechen. Wenn jemand identifiziert wird, wird sich der Verein überlegen, vielleicht auch auf zivilrechtlichem Wege Schadenersatzklage einzubringen, da uns das ja auch Strafgeld kostet. Trotzdem möchte ich festhalten, dass die gestrige Zuschauerzahl gezeigt hat, dass der Verein sehr vielen echten Fans am Herzen liegt, wofür ich mich im Namen des Vereins herzlich bedanken möchte. Ich wünsche mir, dass uns so viele wie möglich auch in der nächsten Saison treu bleiben.
Online Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch!
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