Im Titelkampf der Damen-Bundesliga kann das Damen-Team des FC Wacker Innsbruck auf eine ganz besondere Legionärin zählen: Angelika Feldbacher, ihres Zeichens U19-Weltmeisterin mit Deutschland, liefert Woche für Woche starke Leistungen im rechten Mittelfeld ab. Die Online Redaktion hat die Bayerin im Interview zu ihrer Karriere und ihren Zielen in Innsbruck befragt.
Online Redaktion: Wie verlief deine bisherige Karriere und wie kam es zum Wechsel nach Innsbruck? Aufgrund der Namensverwandtschaft des früheren Teams Wacker München und Wacker Innsbruck wird es wohl nicht sein?
Angelika Feldbacher: Nein, nicht wirklich. Eigentlich bin ich alleine wegen meines Studiums nach Innsbruck gekommen, hatte auch nicht geplant, hier noch weiter Fußball zu spielen. Drei Monate nach meiner Rückkehr aus den USA wurde ich von einer Spielerin der Wacker Damen II angesprochen, ich sollte mich doch einmal beim Trainer melden und mittrainieren. Meine Vorgeschichte aus Deutschland und den USA hat sie zum damaligen Zeitpunkt noch nicht gewusst, sie kannte mich lediglich vom gemeinsamen Hobby-Fußball. Der Verein war dann recht froh und hat mich sofort ins Team aufgenommen.
Online Redaktion: Stichwort „USA“: Dort wird Frauenfußball ja bekanntlich groß geschrieben, was sind die großen Unterschiede zwischen Europa und den USA? Was konntest du von deinem Studienjahr dort mitnehmen?
Angelika Feldbacher: Am meisten natürlich vom Training: Fußballtraining und Universität sind dort perfekt aufeinander abgestimmt: In der Früh gleich Krafttraining, Nachmittag Lauf- oder Fußballtraining, das Ganze viermal pro Woche; zusätzlich zwei Spiele pro Wochenende in der Hauptsaison am Freitag und am Sonntag. Unterschiede gibt es auch in den Regeln: Man darf in einem Spiel einmal aus- und wieder eingewechselt werden, wodurch das Spiel viel schneller ist. Es dürfen auch mehr als drei Spieler pro Spiel gewechselt werden; das macht das Spiel viel intensiver: Die Zeit, in der du spielst, spielst du zu 120 Prozent – das war zu Beginn eine große Umstellung zu Deutschland. Generell ist natürlich der Stellenwert des Frauenfußballs in den USA höher – Fußball ist dort der Sport der Frauen, nicht der der Männer. Es war natürlich schon toll zu erleben, wie man allein auf Grund seiner Zugehörigkeit zum Fußballteam ein gewisses Ansehen an der Universität genießt. Zusätzlich hat man als Athlet meist ein Stipendium und genießt so weitere Vorteile wie eigene Athletik-Zentren, perfekte Organisation und hast so einfach ein einfaches Leben.
Online Redaktion: Was sind deine Ziele in der heurigen Saison? Nach der unglücklichen Niederlage in Graz wird es wohl im Play-Off eher schwierig werden?
Angelika Feldbacher: Im Cup will ich auf jeden Fall ins Finale, das sollte möglich sein. In der Liga wird es wohl schwieriger, da wir das eine Spiel verpatzt haben, aber nachdem hier die fünf besten Teams gegeneinander spielen, ist wohl noch alles drin; auch wenn dazu ein Heimsieg gegen Neulengbach nötig ist.
Online Redaktion: Wo steht der österreichische Damenfußball international gesehen?
Angelika Feldbacher: Wir hatten einige internationale Vergleiche heuer: Gegen den italienischen Meister waren wir chancenlos, obwohl wir teilweise gut mitgespielt haben. Die Ergebnisse in der Vorbereitung waren ziemlich hoch im Gegensatz zur tatsächlich gezeigten Leistung. Wir haben viele junge Talente in der Mannschaft, die jetzt langsam kommen werden. Ich würde sagen, die österreichische Damenliga ist mit der zweiten deutschen durchaus vergleichbar. Die Wacker-Damen können mit meinem Ex-Verein Wacker München sicher gut mithalten.
Online Redaktion: Aus deiner Heimat stammt auch Hans Söllner – gibt es da eine Beziehung zu ihm oder seiner Musik?
Angelika Feldbacher: Ich kenne seine beiden Jungs, sie sind etwas jünger als ich. Ich höre gerne seine chillige Musik und er ist sicher ein lustiger Kerl, wenn man ihn live sieht. Mein Bruder ist ein Fan von ihm, von daher kenne ich natürlich viele seiner Lieder und deren Texte.
Online Redaktion: Was hat es mit der Kuscheldecke für Auswärtsfahrten auf sich, die im neu gestalteten Online-Profil erwähnt wird?
Angelik Feldbacher: Ich habe von meiner Tante eine orange Flauschdecke geschenkt bekommen, die seither bei jeder Auswärtsfahrt dabei ist. Bei langen Busreisen ist die Decke eine unverzichtbare Hilfe für mich, ob sie zusätzlich noch Glücksbringerfunktion hat, muss ich erst herausfinden.
Online Redaktion: Kannst du das oft gebrauchte Prädikat „Weltmeisterin“ noch hören?
Angelika Feldbacher: Ich weiß, dass ich diesen Titel erreicht habe – eigentlich ja U19-Weltmeisterin – schaue mir auch die Spiele von damals hin und wieder noch gerne an. Ich war aber damals auch keine Stammspielerin, habe nur ein Spiel von Anfang an gespielt, wurde sonst bis auf einmal immer eingewechselt. Beim anderen Spiel durfte ich mich 70 Minuten umsonst aufwärmen, was natürlich eher eine schlimme Erfahrung war, aber so lernt man es auch zu schätzen, wenn man dann wieder spielen darf. Ansonsten ist der Titel inzwischen fast vier Jahre her, der Titel bleibt mir, ich nehme ihn jedoch nicht so gerne in den Mund, da das schon zu lange her ist und ich nicht mehr in meiner damaligen Form bin. Drei meiner damaligen Mitspielerinnen sind jetzt Damen-Weltmeisterinnen geworden, für die ist das natürlich eine tolle Sache, die sind in Topform und nehmen das Wort oft und gerne in den Mund.
Online Redaktion: Wie bekommt man mehr Zuschauer zu den Spielen der Wacker-Damen?
Angelika Feldbacher: Die vielen Vorurteile über den Frauenfußball – von „ist nicht zum Anschauen“ bis „die können gar nicht Fußball spielen“ – sind alle falsch. Man darf sich jetzt natürlich keinen Männerfußball erwarten, sondern muss auch offen sein für das Neue. Man sollte auch nicht ständig Herren und Damen vergleichen. Ich bin sicher, dass wir Einiges drauf haben und auch sicher gut zusammenspielen können, wenn es läuft, zum Teil sicher schöner als die Männer. Vielleicht ist es im Allgemeinen kein so harter Fußball, aber sicher einen Besuch wert.
Die FC Wacker Innsbruck Online Redaktion dankt für das Gespräch, wünscht dem gesamten Damen-Team viel Erfolg für die restliche Saison und wird wie gewohnt von den weiteren Spielen in Cup und Meisterschaft berichten. Der Liveticker vom Damen-Cupspiel gegen LUV Graz letztes Wochenende lockte immerhin 250 Leser auf die Wacker-Homepage und wird beim nächsten Heimspiel seine Fortsetzung finden.
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