Einer Niederlage ganz nahe war der Dominator der ÖFB-Frauenliga SV Neulengbach beim Spitzenspiel gegen das Damenteam des FC Wacker Innsbruck am Tivoli W1-Platz. 150 Zuschauer sowie einige Kiebitze aus dem Tivolistadion, die die unzähligen Spielpausen des parallel stattfindenden Football-Matches nützten,
um einen Blick auf die groß aufspielenden Wackermädels zu erhaschen, sahen eine auf hohem Niveau geführte Partie, bei der die bessere Mannschaft am Ende ohne Punkte da stand.
Wacker mit Herz – Neulengbach mit Härte
Vor den Augen vor Neo-Vorstandmitglied Martin Weberberger zeigten die Schwarz-Grünen von Beginn an klar die Devise für den Nachmittag: Das Unmögliche möglich machen und den übermächtig scheinenden Favoriten auch ohne die gelb-gesperrte Kapitänin Marlies Hanschitz zu Fall bringen. Mit viel Herz und spielerischer Klasse brachten sich die Wackerdamen mehrmals gefährlich vors Tor der Niederösterreicherinnen, konnten jedoch die großen Chancen nicht in Tore ummünzen. Bereits in Minute sechs hätte Wackertalent Katharina Schiestl Wacker Innsbruck in Führung bringen müssen, brachte jedoch den Ball nicht an Torfrau Reischer vorbei. Wackers Spielaufbau lief großteils über Doris Adamovics, die für ihre Spiellaune mit vielen harten Attacken bestraft wurde. Die erste gelbe Karte des Spiels sah dennoch Wacker-Verteidigerin Eva Maria Dengg für ein Dutzendfoul im Mittelfeld – spätestens jetzt war klar: Unterstützung von Schiedsrichterin Iskin war an diesem Tag nicht zu erwarten.
Tolle Chancen bleiben ungenutzt
Gegen Ende der ersten Hälfte kippte das Spiel immer mehr zum Vorteil des FC Wacker Innsbruck, einzig Torfrau Reischer, die immer wieder gut herauskam, verhinderte eine verdiente Führung. Minute 39 brachte eine rotwürdige Attacke von Neulangbach-Abwehrchefin Faustenhammer an der durchbrechenden Doris Adamovics – Schiedrichterin Iskin zeigte der Spielerin, die schon mehrmals verwarnt hätte werden müssen, nur den gelben Karton. Beim fälligen Freistoß von der Strafraumgrenze konnte sich abermals die Neulengbacher Torfrau auszeichnen. Knapp vor der Pause setzte Verena Nagl einen Kopfball aus zehn Metern knapp übers Tor, ein Stanglpass von Katharina Schiestl rollte langsam durch den Fünfmeterraum der Gäste, keine der Wackerstürmerinnen kam jedoch an den Ball. So ging es mit 0:0 in die Pause, Wacker konnte zahlreiche Chancen nicht nützen. Neulengbach war bisher nur in der Defensive beschäftigt, konnte keinen ernst zu nehmenden Torschuss verzeichnen.
Offener Schlagabtausch in zweiter Hälfte
Die Pausenansprache von Neulengbach-Trainerin Olga Hutter sowie ein Wechsel in der Abwehr zur Halbzeit schienen Wirkung zu zeigen: Neulengbach konnte sich mit Wiederanpfiff aus der Umklammerung befreien und kam erstmals auch zu Chancen. So vergab Nina Burger die erste Großchance kläglich: Alleine auf Torfrau Ahmedova zulaufend, schoss sie aus 20 Metern weit übers Tor. In Minute 53 blieb den Wackerfans abermals das Herz stehen: Doris Adamovis setzte einen Freistoß an die Stange, Torfrau Reischer wäre erstmals an diesem Nachmittag völlig chancenlos gewesen. Neulengbach griff indes wieder zu bewährten Mitteln aus Hälfte eins: Der Wacker-Spielaufbau wurde durch harte Attacken unterbunden, einige weitere Neulengbacherinnen holten sich Verwarnungen ab.
Die Tore, die man nicht macht…
Wie so oft zeigte sich der Fußballgott ungerecht: In der 70. Minuten landete ein langer Ball von Nadine Prohaska vor den Füßen von Torjägerin Nina Burger, die den Ball irgendwie an Torfrau Ahmedova vorbei zum unverdienten 0:1 ins Tor wurstelte. Nach einigen übertriebenen Jubelposen von Seiten der Neulengbacherinnen kamen nun immer mehr Emotionen ins Spiel, die bereits Minuten später ernste Folgen hatten. Sonja Pfaffeneder wurde wieder einmal von Daniela Tasch von den Füßen geholt, und durfte sich in weiterer Folge auch noch eine Ohrfeige der Neulengbach-Außenverteidigerin abholen. Nach kurzer Rudelbildung zückte Schiedsrichterin Iskin die rote Karte und stellte zur Überraschung aller Anwesenden beide beteiligten Spielerinnen vom Platz. Eine völlig perplexe Sonja Pfaffeneder schlich enttäuscht vom Platz, Neulengbach-Spielerin Tasch stürmte grinsend vom Feld, um nicht vom aufgebrachten Publikum zur Rede gestellt zu werden.
Ballsport als Nebenaspekt
Von nun an war der Faden endgültig gerissen: Wacker spielte kaum mehr konzentriert nach vorne, hohe Bälle wurden von den groß gewachsenen Neulengbach-Verteidigerinnen stets souverän entschärft. Ein Konter von Nina Burger hätte das 0:2 sein müssen, ansonsten gab es kaum mehr sehenswerte Aktionen auf dem grünen Rasen. Mehr Action spielte sich auf der W1-Tribüne ab: Das Innsbrucker Publikum witterte „Schiebung“ und fühlte sich von Schiedsrichterin Iskin hintergangen. Knapp vor Schluss riskierte Nina Burger bei einem weiteren Konter der Neulengbacherinnen unnötig viel und prallte mit Wacker-Torfrau Ahmedova zusammen – diese musste Minuten lang behandelt werden, biss jedoch die Zähne zusammen und spielte bis zum Ende durch. Burger kam abermals ohne Verwarnung durch, stattdessen sah Cäcilia Metzler in weiterer Folge Gelb für Kritik.
Besseres Team ohne Tor und Punkte
Als Schiedsrichterin Iskin trotz einiger Verletzungspausen knapp vor Ablauf der neunzig Minuten abpfiff war klar: Das bessere Team Wacker Innsbruck würde leer ausgehen und somit auf Rang vier im oberen Play-Off der ÖFB-Frauenliga abrutschen. Dennoch: Platz zwei bleibt in Reichweite und wer den übermächtigen SV Neulengbach an den Rande einer Niederlage bringt, darf sich auch berechtigte Hoffnungen auf die Verteidigung des Vizemeistertitels machen. Bereits am ersten Mai sind die Wackerdamen im Cupeinsatz: Um 14:30 steigt am W1 das Halbfinale des ÖFB Stiegl Ladies Cup gegen den USK Hof. Im Finale würde dann wohl wieder der SV Neulengbach warten – eine Chance auf Revanche?
Spieldaten:
FC Wacker Innsbruck – SV Neulengbach 0:1 (0:0)
Tivoli W1, 150 Zuschauer
Schiedrichterin: Biljana Iskin
Wacker Innsbruck: Ahmedova; Innerhuber, Metzler, Gatermayer, Dengg; Schiestl, Adamovics, Fischer, Höfler (80. Jahaj); Pfaffeneder, Nagl
SV Neulengbach: Reischer; Tasch, Faustenhammer, Hickmann, Entner (45. Gumpenberger); Ruiss, Prohaska, Brancao, Guedes (73. Gstöttner); Burger, Novotny
Tor: 0:1 Burger (70.)
Gelbe Karten: Dengg (Foul), Metzler (Kritik) bzw. Faustenhammer, Gumpenberger, Brancao, Gstöttner (jeweils Foul)
Rote Karten: Pfaffeneder bzw. Tasch (jeweils Tätlichkeit)
{authorinfo}